Bayern hebt Katastrophenfall auf - Teststrecke bleibt besetzt
Bad Neustadt/Heustreu (hf). Am 16. März 2020 hatte Ministerpräsident Markus Söder den Katastrophenfall für Bayern festgestellt. Grund war die Ausbreitung des Coronavirus. Das beinhaltete drastische Maßnahmen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Am gestrigen Mittwoch 0.00 Uhr wurde dieser Katastrophenfall vom Freistaat nun aufgehoben. Das geht aus einer Mitteilung für das Landratsamt und BRK hervor. Der Grund: Die Zahlen der Infizierten sind stark rückläufig, womit nicht mehr der bisherige Koordinierungsbedarf erforderlich ist. Das bedeutet für Gerald Söder, Katastrophenschutzbeauftragter am Landratsamt Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt aber nicht, dass nun alles vorbei ist. „Die „Drive-Through“-Teststation in Heustreu, die am 30. März ihren Betrieb aufnahm, bleibt auch weiterhin ein wichtiger Anlaufpunkt.“ Nach wie vor werden deshalb montags und Donnerstag Tests durchgeführt, durchschnittlich sind dies 30 Personen. „Es gab aber auch schon Zeiten, da war es die doppelte Anzahl.“ Bislang wurden dort 1.279 Menschen getestet, wobei 802 Tests vom Gesundheitsamt und 477 von der KVB angeordnet waren.
Wissen muss man dazu, dass diese nicht nur aus Rhön-Grabfeld, sondern auch den Nachbarlandkreisen Bad Kissingen oder Schmalkalden-Meiningen kamen. Dies betrifft zum Beispiel Testungen in den Altenheimen oder Betrieben, wie kürzlich der Schlachthof Bad Neustadt, wenn die Testpersonen nicht aus Rhön-Grabfeld kommen, dort aber arbeiten. Rechnet man weitere Tests dazu, die außerhalb der Station in Rhön-Grabfeld vorgenommen wurden, dürfte es mehr als 1.400 sein. Gerald Söder verweist darauf, dass weitere dazu kamen, wenn Testungen am Campus oder von niedergelassenen Ärzten oder von der KVB außerhalb der Station durchgeführt wurden. Die aktuelle Meldung des Landratsamtes spricht von 195 bisher bestätigten Fällen und sechs Todesfällen. Es kam zu stationären Behandlungen und Quarantänemaßnahmen.
Auch nach der Aufhebung des Katastrophenfalls sei die Teststation wichtig um rechtzeitig neue Infektionsfälle zu erkennen. Nach wie vor werden deshalb Tests am Vormittag für das Gesundheitsamt und am Nachmittag für die Kassenärztliche Vereinigung KVB vorgenommen. In diesem Zusammenhang nennt der Katastrophenschutzbeauftragte die Tests außerhalb, die einen enormen Aufwand erforderte. Da musste pro Patient logischerweise die Schutzkleidung zum Beispiel gewechselt werden und es kamen die Fahrtzeiten dazu. Bei der Teststation werden lediglich pro Person nur die Handschuhe gewechselt. Acht Personen pro 15 Minuten konnten in der Station getestet werden.
Im Landratsamt wurde nach der Bekanntgabe des Katastrophenfalls am 16. März ein Krisenstab gebildet, der sich zunächst täglich traf, dann aber nur noch ein paar Mal in der Woche. „Dieser Krisenstab ist mit der Aufhebung des Katastrophenfalls aber nach wie vor notwendig,“ sagt Gerald Söder, denn man müsse ja informiert bleiben. Dies gelte sowohl für das Amt, aber auch den Rettungsdienst oder die Feuerwehr. Generell sei ein Katastrophenfall dazu da, um die Arbeit von Behörden und Organisationen zentral zu steuern und um ihnen besondere Befugnisse zu übertragen. Gerald Söder: Nach der gesetzlichen Definition ist eine Katastrophe "ein Geschehen, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder die natürlichen Lebensgrundlagen oder bedeutende Sachwerte in ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden".
Der Katastrophenschutzbeauftragte am für den Landkreis Rhön-Grabfeld verweist in einem Gespräch mit dieser Zeitung aber auch darauf, dass Ministerpräsident Markus Söder betont hatte, dass der Katastrophenfall jederzeit wieder reaktiviert werden könne. Die allgemeinen Kontaktbeschränkungen "mit Abstand halten, Maskenpflicht und Hygiene" bleiben in Bayern weiter bestehen. Allerdings dürfen sich ab sofort maximal zehn Personen aus mehreren Haushalten im öffentlichen Raum treffen. Im privaten Rahmen gibt es keine zahlenmäßige Beschränkung mehr, hier muss nur der Mindestabstand beachtet werden. Ab Montag, 22. Juni, sind kleineren Feste und Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Betriebsversammlungen wieder erlaubt. Dabei sind 50 Personen im Innenbereich und 100 Personen im Außenbereich zugelassen. Bleibt das Infektionsgeschehen stabil, könnte die Anzahl der erlaubten Gäste in zwei Wochen noch einmal erhöht werden.
Ab Montag sind Kulturveranstaltungen wieder mit fest zugewiesenen Sitzplätzen in Innenräumen für bis zu 100 Gäste, im Freien bis zu 200 möglich. Weiterhin gilt die Maskenpflicht. Gastronomische Betriebe dürfen bis 23 Uhr geöffnet sein, auch die Hallenbäder, sowie Wellness- und Saunabereich sind wieder offen. Ab 22. Juni darf in Reisebussen wieder jeder Platz besetzt werden. Voraussetzung: Jeder Fahrgast muss eine Maske tragen. In Altenheimen sind wieder mehr Besucher, mehr Besuchszeit und mehr Besuche am Tag möglich.
BRK fährt die Stabsarbeit sukzessive zurück
Bad Neustadt (hf). Die Aufhebung des Katastrophenfalls durch den Freistaat Bayern führt auch beim BRK-Kreisverband Rhön-Grabfeld zu Lockerungen. Das sagt Alexander Klamt, Beauftragter für den Katastrophenschutz im BRK Rhön-Grabfeld, auf Anfrage dieser Zeitung. Aktuell bleibt der „Krisenfall“ aktiv. Die Alarmstufe 1 ist mit Beendigung des K-Fall zurückgenommen, ebenso wurde die Stabsarbeit im Kreisverband in den vergangenen Wochen sukzessive zurückgefahren. Aktuell trifft man sich noch im 14 Tage Rhythmus. Dabei geht es zur Zeit um die „Rückführung“ des regulären Betriebes wie EH-Kurse, Breitenausbildung aber vornehmlich um die Beschaffung sowie Logistik und Lagerung der persönlichen Schutzausrüstung und Material. Die regulären Veranstaltungen im ehrenamtlichen Bereich, so Bereitschaftsabende werden erst ab 1. Juli 2020 wieder möglich sein. Als Fachberater in der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) im Landratsamt Rhön-Grabfeld ist das BRK Rhön-Grabfeld nach wie vor, zweimal in der Woche dabei.