BRK Landesverband durch Uwe Kippnich weltweit vernetzt
Bad Neustadt/Salz (hf). Uwe Kippnich aus Salz, Koordinator der Sicherheitsforschung im Bayerischen Roten Kreuz, gehört zum weltweit agierenden Expertenteam, wenn es um den Katastrophenschutz und internationale Abstimmungen geht. So auch jetzt in der Corona-Krise. Bei einer kürzlichen virtuellen Zusammenkunft der Experten aus Frankreich, Spanien, Italien, Israel, Amerika, Österreich und Deutschland standen natürlich die gemachten Erfahrungen bei der COVID19 Bewältigung im Mittelpunkt. Bei diesem Webeinar bewertete man die gemachten Erfahrungen der einzelnen Staaten und diskutierte, wie die positiven Erkenntnisse für sich genutzt werden können. „Wir hatten in dieser Konferenz unter anderem die aktuellsten Zahlen,“ sagt Uwe Kippnich, der aus bayerischer Sicht informierte. Mit ihm vertrat die Berliner Feuerwehr Deutschland.
Dazu hatte er einen 5-Minuten Vortrag vorbereitet, woraus hervorgeht, dass sich in vielen Ländern die Lage stabilisiert. Dies gelte auch für die Personaldecke, allerdings seien viele Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnen erschöpft, da die Belastungen pro Schicht nach wie vor hoch sind, was wiederum auch Auswirkung auf deren Familien habe. In Spanien und Frankreich werden alle Rettungsdienstmitarbeiter und alle Mitarbeiter in den Krankenhäusern und deren Familien auf COVID-19 getestet. Uwe Kippnich berichtete von den Online- und praktischen Schulungen für die Einsatzkräfte durch das Bayerische Rote Kreuz. Angesprochen hat er die physiologische Erste Hilfe für Mitarbeiter des Gesundheitswesens und der Rettungskräfte per Telefon-Hotline. In seinem Vortrag ging es um die Einrichtung eigener Logistikzentren, das Erstellen aktueller Protokolle für Pandemien und unter anderem um die Zivilschutzschulung und Erarbeitung neuer Hygienestandards. Vorgestellt wurde beispielhaft die Teststation in Heustreu im Landkreis Rhön-Grabfeld sowie die aktuelle COVID 19 Lage in Deutschland. Zu den Teststationen stellte er klar, dass die Arbeit in den Persönlichen Schutzanzügen körperlich und physiologisch anstrengend ist. Hinzu komme die doch lange Desinfektionszeit für Krankenwagen nach einem Transport und der damit für diese Zeit verbundene Fahrzeugausfall.
In der Videokonferenz ging es um die aktuelle Situation Covid 19 und zwar weltweit. „Wir haben voraus gedacht und bereits 2012 das Thema Pandemie mit einer Großübung in Bad Neustadt aufgearbeitet,“ sagt der Koordinator der Sicherheitsforschung des BRK. Keiner habe damals daran gedacht, dass dies einmal Realität wird und das weltweit in dem Ausmaß, wie es heute geschieht. Gewonnene Erkenntnisse aus den nationalen und internationalen Forschungsprojekte können jetzt zur Krisenbewältigung unterstützend zu bestehenden Systemen erfolgreich mit eingesetzt werden. „Wir gehen quasi direkt aus der Forschung in die Anwendung,“ sagt Uwe Kippnich, der die Forschungsaktivitäten im Bayerischen Roten Kreuz koordiniert. Insgesamt verweist er darauf, dass das Bayerische Rote Kreuz sehr gut für den Schutz der Bevölkerung aufgestellt ist. Kippnich gehört aktuell zum Landesstab des BRK und arbeitet dem Lagedienst zu. Er ist die Verbindungsperson zum Stab des Bundesrettungskommandos des Österreichischen Roten Kreuzes in Wien sowie zum Krisenstab des Weißen Kreuzes in Südtirol in Bozen. Durch den regelmäßigen gegenseitigen Austausch haben sich viele Synergien ergeben. In Italien und insbesondere Südtirol war die Situation meist schon zwei Wochen früher eingetreten, als es dann in Bayern kommen sollte. Daher konnte man schon im Vorfeld von den gemachten Erfahrungen lernen und entsprechende Vorbereitungen treffen.
Bei dieser Arbeit hilft ihm sein europäisches Netzwerk auf welches er insbesondere als Mitglied der Vorstandschaft bei Public Safety Communication (PSCE) mit Sitz in Brüssel zurückgreifen kann. Weiterhin ist er zuständig für die Erstellung von zusätzlichen Meldungen aus der Datenfernerkundung und den Sozialen Medien. In enger Abstimmung mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dessen Zentrum für satellitengestützte Krisenkommunikation (ZKI) können zusätzliche wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. So zeigten aktuelle Satellitenaufnahmen den Rückgang der Umweltverschmutzung durch den Lock down. Zum Beispiel von Venedig, der Theresienwiese in München, Frankreich, Madrid in Spanien und weitere. Durch diese Daten- Fernerkundung mit Satellitenmessung konnte ein globaler Rückgang der Luftschadstoffe Stickstoffdioxid (NO2) nachgewiesen werden. Die Experten nannten eine spürbare Verbesserung der Luftqualität, die die Aufnahmen und animierten Graphiken vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. zeigen. Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Social Media Analyse. Diese wird gemeinsam mit dem Department für Geoinformatik der Universität Salzburg mehrmals wöchentlich erstellt. Durch die Bewertung von Information aus dem Netz, wie beispielsweise von Twitter Daten, können sehr aktuell Informationen gewonnen werden, welche sonst nicht zur Verfügung stehen würden.
Bei der Erstellung der Lageberichte wird er von Oliver Moritz unterstützt, der Leiter des Bereichs Information und Kommunikation beim örtlichen Kreisverband Rhön-Grabfeld ist. Für Ralf Baumeister, BRK Kreisgeschäftsführer Rhön-Grabfeld, ist es selbstverständlich den Landesverband in jeder Hinsicht zu unterstützen. Schließlich sei man ein Teil des komplexen Hilfeleistungssystems. Gerade bei der aktuellen Krisenbewältigung sei dies festzustellen. In seinem Vortrag stellte Uwe Kippnich die neue Plasmasterilisationsanlage der Firma Plasmatreat aus Steinhagen, die in Hassfurt steht vor. (wir berichteten). Sie ist eine Weiterentwicklung des im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts MoPlasDekon (Mobile Plasma- Dekontamination) entwickelten Systems. Auch hier war Uwe Kippnich vom BRK im Team. Damit lassen sich gefährliche Krankheitserreger trocken und in kürzester Zeit auf verschiedensten Oberflächen, so zum Beispiel Kunststoffe, Metall, Glas oder Textilien, ohne Gefahr für Umwelt und Gesundheit eliminieren.
Die Anlage bereitet aktuell Schutzmasken und Beatmungsschläuche auf, um bei Materialknappheit über entsprechende Ressourcen zur verfügen. Konkret dazu äußert sich BRK Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard vom Bezirksverband Unterfranken mit Sitz in Würzburg: „Das hätten wir uns so nicht vorstellen können und gerade deshalb sind wir froh, dass es zusätzliche Möglichkeiten vor Ort gibt, uns selbst zu helfen.“ Ganz wichtig ist es Uwe Kippnich deutlich zu machen, dass jeder Helfer egal an welchem Ort und in welcher Funktion er eingesetzt ist, einen wichtigen Beitrag zur Krisenbewältigung leistet. Abschließend sei noch erwähnt, dass das Pressegespräch in Form eines Onlinemeetings abgehalten wurde und auch direkte Einblicke in die aktuellen Zahlen und das Bildmaterial aus Kippnichs Vortrag gab. Neue Herausforderungen erfordern eben neue Lösungen.