Busunfall: Über Behelfstreppen die Verletzten zur Versorgung
Der Unfall eines Reisebusses am Sonntagnachmittag auf der A 71 in der Nähe der thüringischen Ortschaft Berkach war für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bayerisches und Deutsches Rotes Kreuz, die Malteser und die Einsatzleitung eine enorme Herausforderung. Immerhin galt es 23 Verletzte, teils körperlich und geistig Behinderte, zu versorgen und zu beruhigen. Dass der Unfall weitgehend "glimpflich" abging, ist vor allem der Anschallpflicht im Bus zu verdanken, sagt Uwe Kippnich vom BRK Rhön-Grabfeld, der als Abschnittsleiter mit Georg Hein als Einsatzleiter Rettungsdienst die Thüringer Kollegen unterstützte.
An die 180 Rettungskräfte aus Franken und Thüringen waren an der Unglückstelle im Einsatz. Zuletzt war noch das Technische Hilfswerk aus Mellrichstadt gefordert, das die Unfallstelle ausleuchtete und bei der Bergung des Reisebusses eingesetzt war. Gegen 1 Uhr war die A 71 wieder für den Verkehr frei gegeben.
Die Rettungsleitstelle Schweinfurt hatte kurz nach 15 Uhr die Feuerwehren aus Mellrichstadt, Ostheim, Bastheim und Wechterswinkel alarmiert, ebenso die Rettungsdienste des BRK in Rhön-Grabfeld mit der SEG Transport. Benachrichtigt wurden die Kliniken und die Leitstelle mit weiteren Kräften besetzt. Am Unfallort an der A 71, etwa zwei Kilometer nach der Landesgrenze bei Berkach, waren aus Rhön-Grabfeld acht Fahrzeuge der Feuerwehr Mellrichstadt, zwei aus Ostheim/Rhön und je ein Fahrzeug aus Bastheim und Wechterswinkel. Vom Rettungsdienst Rhön-Grabfeld kamen Rettungswagen, Krankentransportwagen und Notärzte sowie der Einsatzleiter Rettungsdienst hinzu. Die Einsatzleitung vor Ort lag in den Händen des Leitenden Notarztes Dr. Michael Walther aus Meiningen, in Zusammenarbeit mit den Kräften aus Rhön-Grabfeld. Aus Thüringen waren die Wehren aus Meiningen, Suhl, sowie den umliegenden Ortschaften bis Römhild angefordert. Hinzu kam die SEG Behandlung mit zwei Fahrzeugen. Von einer Ausstellung in Suhl wurden außerdem zwei Fahrzeuge des SEG Katastrophenschutzes zur Unfallstelle beordert.
Nachdem der Reisebus in einem Acker, unterhalb der Autobahn, an einem etwa sechs Meter hohem Abhang lag, errichtete die Feuerwehr mit Leitern sogenannte Behelfstreppen, um die Verletzten zu den Versorgungszelten zu bringen. Je nach Verletzungsgrad wurden sie in das jeweilige Behandlungszelt gebracht. Da es sich um teils körperlich und geistig behinderte Menschen handelte, wurden diese entsprechend betreut. Pro Patient gab es einen Betreuer des Deutschen- oder Bayerischen Roten Kreuzes. Die Menschen hatten neben ihren Verletzungen vor allem einen Schock und mussten erst einmal beruhigt werden. Immerhin war der Reisebus aus dem Landkreis Böblingen regelrecht über die Leitplanke durch die Luft nach unten katapultiert worden, wo er auf der Seite liegen blieb. Wie die Autobahnpolizei mitteilt, hatte der 65-Jährige Fahrer aus bislang ungeklärter Ursache, knapp zwei Kilometer vor der Landesgrenze die Kontrolle über das Fahrzeug verloren und war in den Acker gestürzt.
Um schnellstens an die Verletzten heran zu kommen schlugen Ersthelfer die Frontscheibe des Reisebusses ein und konnten diese so aus dem Wrack befreien. Dann allerdings mussten sie noch den Abhang nach oben gebracht werden. Nach Polizeiinformationen vom Montag wurden fünf Personen schwer verletzt, darunter der 65 Jährige Busfahrer, die anderen erlitten leichtere Verletzungen. Die Reisenden waren auf der Rückfahrt von Berlin in ihre Heimatorte im Landkreis Böblingen. Drei Rettungshubschrauber waren im Einsatz und flogen die Schwerverletzten in das Suhler Klinikum. Kurz nach dem Bekannt werden des Unfalls wurden sämtliche Kliniken in der Region, Rhön-Grabfeld und Schmalkalden-Meinigen informiert und dorthin mit den Rettungswägen die Verletzten nach der Erstversorgung vor Ort, gebracht. Nach wie vor nicht bekannt ist die Unfallursache. Der Bus wurde beschlagnahmt und wird von einem Gutachter "unter die Lupe genommen."
Kurz nach 18 Uhr alarmierte die Integrierte Rettungsleitstelle Schweinfurt dann noch das Technische Hilfswerk in Mellrichstadt zum Ausleuchten des Unfallortes und Mithilfe bei der Bergung des Busses, sagt Christian Klein, Fachberater beim THW Mellrichstadt. Mit vier Fahrzeugen und insgesamt 18 Einsatzkräften war man vor Ort. Die Bergung des Busses erwies sich als schwierig, da dieser erst einmal aufgerichtet werden musste. Erst dann gelang es mit Hilfe von zwei Kränen das Wrack zurück auf die Autobahn zu bringen und dann auf einem Spezialanhänger abzuschleppen. Gegen 1 Uhr konnten die THW'ler wieder zurück nach Mellrichstadt. Nach gut zehn Stunden war die Autobahn A 71 in Richtung Schweinfurt dann wieder befahrbar.