Ehemalige Kreisklinik für Ukraine-Flüchtlinge
Bad Neustadt (hf). Betten wurden zusammengeschraubt, Matratzen aufgelegt und bezogen, Regale noch einmal gereinigt und notwendige Utensilien für Bad und Toiletten aufgefüllt. In anderen Räumen lagerten Getränkekisten, ebenso wie Toilettenpapier und vieles mehr. Mehr als 30 fleißige Ehrenamtliche des BRK Kreisverbandes Rhön-Grabfeld waren gemeinsam mit dem Technischen Hilfswerk gut einen Tag beschäftigt, um die ehemalige Kreisklinik Bad Neustadt für die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine zu ertüchtigen. Gerald Söder, Beauftragter für den Brand- und Katastrophenschutz im Landkreis Rhön-Grabfeld sowie Alexander Klamt vom Katastrophenschutz des BRK Kreisverbandes Rhön-Grabfeld verweisen darauf, dass die Vorbereitungen bereits vor mehr als drei Wochen begonnen hatten. Als mit Beginn des Ukraine-Krieges klar wurde, dass die Menschen wohl aus den Kriegsgebieten flüchten, gab es die ersten Überlegungen im Krisenstab die Ertüchtigung der ehemaligen Kreisklinik ins Auge zu fassen.
Ab da waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts bereits aktiv, wobei die Federführung von Anfang an bei Kreisbaumeisterin Rebecca Lingerfelt lag. „Sie ist ja für die Liegenschaften des Landkreises verantwortlich“, erklärt Gerald Söder. Schließlich musste zunächst die Bausubstanz, die gesamte Haustechnik, sowie die einzelnen Bereiche im Haus überprüft werden. Mit im Boot war von Anfang an Hausmeister Maximilian Wirt, sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kreisbauhof und Kommunalunternehmen. Eingebunden war die IT-Abteilung des Landratsamtes die die notwendigen Einrichtungen unter anderem für WLan einbaute. Die für das Einrichten erforderlichen Betten kamen aus einem vorhandenen Bestand mit insgesamt 400 Betten. Das mehr als 30-köpfige Helferteam baute am Samstag in der ehemaligen Kreisklinik insgesamt 102 Betten, vier pro Zimmer, auf. Platz wäre im Haus für 162 Betten. Vorhanden sind aktuell die 100 Betten in der Kreisturnhalle in der Franz-Marschall-Straße. Beide Einrichtungen zählen als Notunterkunft, wobei die Turnhalle die erste Anlaufstelle für Flüchtlinge bleibt, weil hier die entsprechenden Möglichkeiten, vor allem von der Größe her, vorhanden sind. Dort wird es auch die Verköstigung der Flüchtlinge geben.
Ideal ist die ehemalige Kreisklinik wegen ihrer zentralen Lage, sagt Gerald Söder. Er verweist auf die Nähe zur Stadt aber auch zu den Behörden oder den Verkehrsmitteln. Während in der Kreisturnhalle Flüchtlinge bis zu drei Tagen unterkommen, könnten sie in der ehemaligen Kreisklinik mehrere Wochen bleiben, bis sie dezentral eine Bleibe finden. Der weitere Vorteil der Kreisklinik ist ein ganz persönlicher Bereich durch die abschließbaren Zimmer, erklärt Alexander Klamt. Dort ist ein eigener Sanitärbereich mit Dusche, WC und Waschmöglichkeiten. Es gibt im Haus kleine Teeküchen, um Babynahrung oder kleine Mahlzeiten zuzubereiten, sowie einen Gemeinschaftsraum. Vorhanden sind notwendige Sozialräume sowie Zimmer für ärztliche Untersuchungen oder auch verschiedene Beratungsmöglichkeiten. Hinzu kommt ein Bereich im ehemaligen Neubau des Hauses, wo eventuelle Quarantänefälle untergebracht werden können.
Eingerichtet wurden insgesamt sechs Waschküchen, die mit Waschmaschine und Wäschetrockner ausgestattet sind. „In den vergangenen drei Wochen haben wir die gesamte Haustechnik auf Vordermann gebracht“, sagt Maximilian Wirt. Lobend erwähnt Alexander Klamt Kreisbaumeisterin Rebecca Lingerfelt, sowie die Mitarbeiterinnern und Mitarbeiter am Landratsamt und Hausmeister Maximilian Wirt. „Dieser Bereich der ehemaligen Geburtshilfe und Wochenstation, sowie die Chirurgie 1 sind grundlegend instand gesetzt und gereinigt worden.“ Immerhin standen die Räumlichkeiten seit dem Januar 2019, mit dem Umzug der Kreisklinik ins Klinikum Campus, weitgehend leer. Die einstige Chirurgische Abteilung 2 ist vorbereitet, falls mehr Unterkünfte gebraucht werden. Sicherheit wird großgeschrieben und so sind 150 Rauchwarnmelder installiert und Feuerlöscher angebracht. Auf Plakaten in ukrainisch und russisch gibt es die notwendigen Erklärungen, übrigens auch dazu, warum im Landkreis einmal in der Woche Sirenen zur Probe zu hören sind. Etwas, das ganz wichtig und verständlich für die Geflüchteten ist, weil sie diese Warnsignale aus ihrem Kriegsgebiet kennen.