Integrierte BRK Leitstelle Schweinfurt bei Katastrophenübung
Bad Neustadt (hf). Bei einer "europäischen Großübung" waren in der vergangenen Woche sowohl Ehrenamtliche des BRK Rhön-Grabfeld als auch die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt mit eingebunden, ebenso weitere Einheiten aus dem Bereich des BRK Bezirks Unterfranken und Deutschland.
Vor Ort im österreichischen Eisenerz in der Steiermark war der ARGO ein geländegängiges und schwimmfähiges Fahrzeug, das der BRK Bezirksverband vor zwei Jahren in Dienst gestellt hat und das beim BRK Rhön-Grabfeld in der Schnell-Einsatz-Gruppe GILT eingestellt ist. 14 ehrenamtlichen Einsatzkräften darunter Übungsbeobachter aus den Kreisverbänden Main-Spessart, Miltenberg, Rhön-Grabfeld, Haßberge und Würzburg waren vor Ort. Wichtiger Partner war ILS in Schweinfurt, die mit 3-D und 2-D-Kartenmaterial von den Übungsszenarien versorgt wurde und ein wichtiger Informator war. "Es ist zwar noch Zukunftsmusik was wir hier sehen, aber eines Tages Realität für derartige Krisengebiete und Einsätze, sagen BRK Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard und BRK Bezirksbereitschaftsleiter Bernd Roßmanith.
Die Führung vor Ort in Österreich übernahmen Jürgen Zosel (BRK Straubing) und Alexander Klamt (Rhön-Grabfeld) als so genannte Teamleader. Gerade Uwe Kippnich sei ein Visionär, der schon einiges auf den Weg gebracht hat und bei der Übung als offizielle Beobachter der EU eingebunden war, fügte Harald Erhard an. Übungsort war die Steiermark in Österreich. Das Szenario: Ein großes Erdbeben mit mehr als 1.000 Toten und 300 Menschen, die noch unter Trümmern liegen. Da eine solche Lage mit lokalen Kräften nicht gestemmt werden konnte, wurde der EU-Katastrophenschutz-Mechanismus aktiviert. Geübt wurde an verschiedenen Orten im Raum Eisenerz. Uwe Kippnich vom BRK und das Österreichische Rotes Kreuz stellten Bilder zur Verfügung, die einige Szenarien zeigten, die man sicher nicht erleben möchte. Dazu gehörten entgleiste Eisenbahnwaggons, zerstörte Häuser, Höhlen oder Tunnels, in denen Fahrzeuge in Brand geraten sind. "Es ist die größte Übung, die es in Österreich bislang gab," sagt EU Beobachter Uwe Kippnich.
Neben Einheiten aus Deutschland, nahmen Bergungsspezialisten aus Ungarn, Höhlenretter aus Slowenien und etliche Katastrophenschutzeinheiten aus Österreich teil. Die Koordinierung und Alarmierung von internationalen Einheiten übernahm die Einsatzzentrale in Brüssel. "Ironore 2019" war die Feuertaufe für eine neue Spezialeinheit des BRK. Diese Einheit ist darauf spezialisiert, sich über mindestens 48 Stunden selbst zu versorgen, Verletzte zu behandeln und zu transportieren, sowie Lageerkundung aus der Luft mit einer unbemannten Drohne durchzuführen. Eine weitere Einheit aus Bayern kam ebenfalls zum Einsatz: Diese ist spezialisiert auf Reinigungsverfahren von Verletzten und Betroffenen, die mit giftigen Stoffen in Kontakt gekommen sind. Der Übungsname „IRONORE2019“ ergab sich aus dem Übungsort, dem Erzbergbau Eisenerz. Die Übung wurde durch die Europäische Kommission finanziert. Im Rahmen der Übung wurden auch neue, innovative Tools getestet (Projekt driver+). Dazu gehörten Apps für Beiträge von Freiwilligen, das Einbinden von Luftaufnahmen in der Schadensermittlung über das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen und eine 3D-Simulation des Einsatzgebietes in Echtzeit.
Diese Bilder liefen bei der Integrierten Leitstelle in Schweinfurt auf wie Jürgen Ruß, Systemadministrator der ILS Schweinfurt bei einem Pressetermin erläuterte. Etwas, das nicht ganz einfach war, wie der Leiter, Thomas Schlereth anfügte. Das Kartenmaterial wurde vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum zur Verfügung gestellt. Durch die 2- D und 3-D-Darstellungen wurde es möglich einen genauen Einblick in die Schadenslage zu bekommen. Die Karten waren nach allen Richtungen "drehbar" so dass man sowohl eine "Draufsicht" hatte, wie es auch möglich war das gesamte Gelände, die Höhen und Schluchten darzustellen, sagte Jürgen Ruß. Dies ist für die Einsatzkräfte wichtig, um komplexe und große Einsatzszenarien "aus der Ferne", konkret der ILS Schweinfurt, zu unterstützen. "Das ist natürlich etwas ganz anderes, als die herkömmlichen Karten, wenn wir in der Leitstelle einen Live-Blick auf das Geschehen haben," sagt Thomas Schlereth. So kann man über dieses Kartenmaterial den Einsatzkräften den Weg zur Unfallstelle weisen, sie auf Gefahren aufmerksam machen oder auch Hinweise geben, welcher Weg der schnellste und sicherste ist.
"'Das Livebild einer Drohne ist natürlich viel wirkungsvoller als die üblichen Sprachnachrichten," sagt BRK Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard. Eine wichtige Rolle spielen künftig auch die Satelliten. über die diese Bilder aus den verschiedenen Einsatzgebieten der Welt, wie jetzt aus Österreich in die Leitstelle nach Schweinfurt gelangen, sagt Systemadministrator Jürgen Ruß. Da konnte am Beispiel der Übung in Eisenerz die Leitstelle über das 3-D-Kartenmaterial das Plateau erkennen, teilte der Einsatzleitung mit, welcher Weg am schnellsten zum Unfallort führt und wo es gefährlich sein könnte. "All das sind wichtige Informationen für unsere Einsatzkräfte," fügt Harald Erhard an. Erstaunt war man, wie detailliert die Darstellungen sind, vor allem auch, was die Bildqualität betrifft und wie weit man in das Szenario "hineinzoomen" konnte. IRONORE2019, bieten ideale Voraussetzungen und nahezu unter realistischen Bedingungen Verfahren und Prozesse zu testen“ so Frau Dr. Monika Gähler (Leiterin des Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation) vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt aus Oberpfaffenhofen.
Bei der Übung in Eisenerz war eine SEG Einheit des BRK Rhön-Grabfeld unter der Leitung von Alexander Klamt, Katastrophenschutzbeauftragter, mit dem ARGO und der Logistik vertreten, aus Miltenberg-Obernburg kam der Bereich "Technik und Sicherheit", vom Kreisverband Tirschenreuth die Drohne ein Logistikspezialfahrzeug vom BRK aus Lohr und von den Kreisverbänden Haßberge und Main-Spessart waren Helfer bei der SEG CBRN (E) Einheit dabei, die bei Unfällen mit chemischen, biologischen, radioaktiven und explosiven Substanzen angefordert worden. Die Übung in Eisenerz hat auch für die Kräfte aus dem Bezirksverband des BRK Unterfranken, konkret Rhön-Grabfeld, gezeigt, welche Szenarien es geben könnte, die man sicher nicht erleben möchte, aber auch, wohin die Zukunft bei den Rettungskräften bei den verschiedenen Einsätzen geht. BRK Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard: Es ist zwar noch nicht Realität, was hier, zum Beispiel durch das 3-D-Kartenmaterial gezeigt wurde, aber die Zukunft im Rettungs- und Katastrophenschutz."
Feuertaufe bestanden
Bad Neustadt (hf). Uwe Kippnich, der als EU-Beobachter, Koordinator Sicherheitsforschung
Abteilung Rettungsdienst, vor Ort war hat seine Eindrücke zusammengefasst: Bei der Europäischen Großübung IRONORE2019 wurden die verschiedenen Szenarien wie Erdrutsche, Rettung aus einem Zug oder Massenkarambolage lehrbuchmäßig abgearbeitet. Für die BRK Spezialeinheit SEG – G.I.L.T (Schnell-Einsatz-Gruppe Gelände - Infrastruktur - Logistik - Transport) aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld war es eine optimale Möglichkeit, die erstellen Konzepte in der Praxis unter nahezu realistischen Bedingungen zu überprüfen. Die Akzeptanz der Führungskräfte bei den Partnern war sehr hoch. So hat beispielsweise der Zugführer Alexander Klamt (BRK Rhön-Grabfeld) bei der Massenkarambolage im Tunnel den Einsatzabschnitt Schaden übernommen und die Rettungsoperation der internationalen Einheiten in Zusammenarbeit mit Notfallsanitäter Elias Holzheimer (Brendlorenzen) koordiniert. Die Übungsörtlichkeit in der Steiermark, rund um den Erzberg hat realistische Voraussetzungen geboten. Die gewonnen Erkenntnisse fließen in die Weiterentwicklung der Einheit ein. Für zukünftige Katastrophen, wie Waldbrände, Stürme oder Hochwasser, leistet das BRK einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung. "Ich bin sehr froh, das es weder erkrankte noch verletzte Einsatzkräfte gegeben hat und alle Einheiten am Sonntagabend unfallfrei ihre Heimatstandorte erreicht haben," stellt Uwe Kippnich fest. Alle eingesetzten Helfer haben eine hervorragende Arbeit geleistet, auf die alle sehr stolz sind. Dank gilt insbesondere der Katastrophenschutzabteilung der europäischen Kommission (DG ECHO), die durch die finanzielle Unterstützung erst die Übung IRONORE2019 ermöglicht hat.