Mutige Mädels sprangen in Dienstkleidung ins Wasser
Die Prüfer .Isabell Trott und Bernd Roßmanith staunten nicht schlecht, als Elisabeth und Katharina von der Ortsgruppe der Coburger Wasserwacht ohne zu zögern in voller Dienstkleidung ins Wasser sprangen und zwei Menschen retteten, die um Hilfe gerufen hatte. Denn, das alles war kein Ernstfall, sondern lediglich ein Fallbeispiel beim 39. Bayerischen Landeswettbewerb der Rettungsschwimmer für Junioren und Erwachsene in Mellrichstadt. "Gut, dass mein Handy wasserdicht ist", meinte Elisabeth und zog ihr Handy aus den nassen Klamotten. Allerdings erst dann, als sie zuvor erste Hilfe geleistet hatte. Warum sie in voller Montur ins Wasser gesprungen sind? Elisabeth und Katharina hatten nicht mitbekommen, dass es hieß, dass auch eine oder gar zwei Praxisbeispiele dabei sind, wobei man ins Wasser springen muss. Badesache wären also angesagt gewesen. Dickes Lob deshalb von den beiden Prüfern, dass beide so toll reagiert haben: "Gut gemacht, Kompliment!"
Bereits am Vormittag stand viel Wasser auf dem Programm, denn da ging es um den Schwimmwettbewerb im Sportbad von Mellrichstadt. Disziplinen waren dort Flossenschwimm-, Taucher- aber auch Kleiderschwimmstaffel. Hinzu kam das Rettungsschwimmen, eine Rettungsleinenstaffel und erstmals eine kombinierte Rettungsmittel-Staffel. Alle gingen über vier mal 50 Meter. Immer wieder war Schnelligkeit gefragt, denn es ging beim schwimmerischen Teil des Wettbewerbs um 6.000 Punkte. Kräfte kostete vor allem die Kleiderschwimmstaffel, dann aber auch die Rettungsleinenstaffel. Hier sprang ein Wasserwachtler mit einer Leine ins Wasser und rettete die in Not befindliche Person. Danach wurden beide mit dem Seil durch das Wasser "an Land gezogen". Für denjenigen, der die Leine zurück ziehen musste, ein enormer Kraftaufwand.
Ohrenbetäubend die Anfeuerungsrufe sowohl für diejenigen im Wasser, vor allem aber für denjenigen, der Meter für Meter die Leine einholte. Bereits zuvor hatten die Mannschaften eigene Techniken entwickelt, um die Leine entsprechend aus zu legen. Eine Mannschaft hatte sich dazu einen Wasserschlauchaufroller mitgebracht, andere legten die Leinen exakt in großen Schlaufen am Boden aus. In Kleidern zu schwimmen, das behindert, aber auch das war eine der Disziplinen am Samstagmorgen im Sportbad von Mellrichstadt. Dann kam erstmals eine kombinierte Rettungsmittelstaffel hinzu. Von Baywatch sind die bretterartigen Rettungsmittel bekannt. Die kamen ebenso zum Einsatz wie der altbekannte Rettungsring. Auch hier ging es wieder um Sekunden.
Die Rettungsschwimmer aus ganz Bayern waren, das stellte sich in Mellrichstadt schnell heraus, in ihrem Element. Das Wasser des Beckens schwappte über, als sie ins Wasser sprangen oder dann mit Flossen regelrecht durchs Wasser schossen. Nasse Füße der Zuschauer und Schiedsrichter waren also vorprogrammiert. Kurz nach 13 Uhr hieß es dann: Das wars, jetzt bitte Essen fassen. Die Küche hatte reichlich zu bieten, so dass alles satt wurden. Selbst Kuchen gab es, den die Wülfershäuser Frauen gebacken hatten. "Ich habe Rundgerufen und schon hatten wir Kuchen für heute," sagt Rüdiger Arbes von der Wasserwacht-Ortsgruppe Wülfershausen.
Der Nachmittag sah die Teilnehmer aus Amberg-Sulzbach, Neumarkt, Pfaffenhofen, Schwandorf, Coburg, Freising, Landsberg am Lech, Regen, Neuburg-Schrobenhausen, Ostallgäu, Meitingen, Steppach, Günzburg, Mellrichstadt und Wülfershausen dann im Freigelände des Mellrichstädter Sportbades. Dort war das Wasserwacht Wissen gefragt, das mit 1.000 Punkten bewertet wurde, es gab die Theorie im Sanitätsbereich (500 Punkte) aber auch die Praxis mit verschiedenen Fallbeispielen . Hier konnte man 2.500 Punkte erreichen. Natürlich wusste keiner der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was sie erwartet. "Hilfe, beeilt euch, kommt schnell!" hieß es auf einer Wiese, wo eine junge Frau einen Astmaanfall hatte, stark hustete und nach Luft schnappte. Die Wasserretter erkannte schnell den Hitzschlag und ging entsprechend vor.
Ganz anders beim zweiten Beispiel, bei dem ein Patient eine leichte Unterkühlung aufwies. Er klagte über taube Finger und Zehen und zitterte am ganzen Körper. Schnell wurde er in eine Rettungsdecke gepackt. Immer wieder waren dann Patientencheck, die verschiedenen Lagerungen aber auch das richtige und wiederholte Messen und Überwachen der Vitalwerte gefragt. Natürlich galt es die Rettungsleitstelle zu informieren und einen Rettungswagen anzufordern. Ein weiterer Fall: Eine Person klagt über Kopfschmerzen, Schwindel, ihre Sprache ist unklar. Schnell stellt sich bei Nachfrage ein Vergiftung heraus. Hier hieß es für die Retter schnell handeln. Das galt auch bei dem Fallbeispiel, bei dem eine Person eine tiefe und schnelle Atmung hatte und immer wiederholte, sie bekomme keine Luft. Bei der Nachfrage stellte sich heraus, dass sie einen Streit mit ihrer Freundin hatte und Hyperventilierte. Gefragt war dann aber auch Geschicklichkeit und zwar ging es um Knotenkunde und Rettungsball Zielwerfen. Beim Rettungsball Zielwerfen musste der Rettungsball in einen zehn Meter entfernten Bereich geworfen werden. Eine, wie sich herausstellte, nicht einfach Sache.
So war es auch bei der Knotenkunde. "Wie geht ein Schotstek und was ist überhaupt ein Palsteck?" Fragen, die beantwortet werden mussten und natürlich sollte man den Knoten auch vorführen können. Da war es gut, dass einige zuvor entsprechend geübt hatten und den Kreuzknoten ebenso konnten wie den Webeleinstek und wussten was es heißt eine Leine aufzuschießen. Ja und dann ging es eben ins Wasser, wobei zwei Personen aus dem Wasser gerettet werden mussten und danach die Beatmung erfolgte. Einmal ging es um einen Erwachsenen, zum anderen um ein Kind. Beide wurden bewusstlos aus dem Wasser gezogen. Zum Einsatz kam hier die Herzdruckmassage, aber auch der Defibrillator. Beim Kind galt es Herzdruckmassage vorzunehmen und es zu beamten. "Sehr gut gemacht..." hieß es da, aber manchmal gab es bei den Gruppen, auch noch einige Tipps der Prüfer, wie man es hätte noch besser machen können." Alles in allem ein Wettbewerb, der es in sich hatte und so manche Gruppe vor Herausforderungen stellte. So war der Abend bei Discomusik in der Oskar Herbig Halle dann der Lohn für einen "arbeitsintensiven Tag".
Hanns Friedrich, Pressesprecher BRK Rhön-Grabfeld