Darum gingen in vielen Kummunen die Sirenen nicht
Münnerstadt (hf). Warum beim „Warntag 2020“ viele Sirenen stumm blieben, erfuhren Bad Kissingens stellvertretender Landrat Emil Müller und Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl beim Landesfachdienstlager Information und Kommunikation (IuK) der Bereitschaften Bayerns am Zeltplatz in Münnerstadt. Dr. Mike Mast, stellvertretender Landesfachdienstleiter der IuK im BRK wusste, dass ein Großteil der Sirenen kein geeignetes Steuergerät besitzen, um einen Katastrophenalarm zu übermitteln. „Die Katastrophenschutzsirenen sind zum größten Teil abgebaut oder zu Feuerwehrsirenen umgerüstet worden.“ Es könne von einer Kommune nicht erwartet werden, die teure Umrüstung auf ein für Feuerwehr- und Katastrophenalarm geeignetes Steuergerät aus Eigenmitteln zu finanzieren. Außerdem würde diese Investition durch die anstehende Umrüstung auf die digitale Alarmierung schnell veralten.“
Dass es technische Lösungen für die Kommunikation bei Totalausfall der digitalen Netze gibt, demonstrierte er beim Rundgang anhand von Handfunkgeräten, die auf Grund einer Satellitenverbindung weltweiten Funkverkehr ohne Infrastruktur am Boden erlauben. Zahlreiche Firmen waren mit ihren neuesten Produkten vor Ort. Ein Ziel der Veranstaltung ist bekanntlich der direkte Austausch der Einsatzkräfte mit den Entwicklern der Unternehmen über die technischen Möglichkeiten und Verbesserungsansätze für die Kommunikation im Einsatz. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte Dr. Mike Mast auch, dass es um die Vernetzung bei den verschiedenen Einsätzen geht. Vor Ort müssten BRK, Johanniter, Malteser, Technisches Hilfswerk und Feuerwehr zusammenarbeiten und da sei es notwendig, sich persönlich zu kennen und kompatible technische Ausstattungen zu besitzen. Diese wiederum zeigten die entsprechenden Workshops, wobei die neueste Beleuchtungstechnik, Ersatzstromversorger aber auch die krisensichere Funkkommunikation über Satellit Thema waren.
Das Technische Hilfswerk Straubing war mit einem Lkw vor Ort, der einen 34 Meter hohen Mast ausfahren konnte, um Funkschatten von Gebäuden oder hohen Bäumen zu überwinden. Aus Mellrichstadt war der Kommunikationswagen der Fachgruppe Führung/Kommunikation vor Ort und aus Tirschenreuth Gerald Wagner mit Informationen zum Thema Drohnen. Es ging um das BOS Kurzwellennetz für den digitalen Datentransfer aber auch um den Aufbau eines größeren Stromnetzverteilers und eines Ersatzstromerzeugers. Weitere Workshops befassten sich mit der Ordnung des Raumes bei Einsätzen und mit den Standardeinsatzregeln. Viele interessante Themen beim landesweiten Fachdienstlager in Münnerstadt, das unter strengsten Hygienevorschriften im Freien ausgerichtet wurde.
Das unterstrich auch der stellvertretende Landrat Emil Müller in seinem Grußwort. So entfiel wegen der Corona-Pandemie die sonst übliche Großübung, sondern es blieb alles am Zeltlagerplatz. Hier gab es unter anderem eine virtuelle Übung mit entsprechenden Einspielungen. Der stellvertretende Landrat überbrachte die Grüße von Landrat Thomas Bold und sagte, dass es für Politiker wichtig sei, über den technischen Stand der Hilfsorganisationen informiert zu sein. Er selbst hatte die Möglichkeit, erstmals das neue Feuerwehr-Einsatzleitfahrzeug des Landkreises Bad Kissingen zu besichtigen. „Wir haben ja nur am Schreibtisch mit Geld und Papier zu tun und können jetzt sehen, wie es investiert wurde.“ Es zeige den momentanen Stand der Technik und repräsentiere letztendlich die Feuerwehr im Kreise der Hilfsorganisationen. Der stellvertretende Landrat sagte in Anspielung auf die Coronakrise dass es wichtig sei, dass die Katastrophenkommunikationsstrukturen funktionieren und man Defizite zügig erkennen und ausmerzen könne. In diesem Zusammenhang nannte er auch den öffentlichen Gesundheitsdienst, wo sich durch die Corona-Krise gezeigt habe, dass die erforderlichen Ressourcen nicht vorhanden waren. Auch wenn Kommunen immer wieder einmal über die Kosten klagen, die auf sie durch die verschiedenen Hilfsorganisationen zukommen, zeige sich im Ernstfall, wie wichtig diese Investitionen sind.
Bürgermeister Michael Kastl erwähnte seine berufliche Laufbahn als Katastrophenschutzsachbearbeiter am Landratsamt Bad Kissingen. Damals wurde unter anderem die Örtliche Einsatzleitung (ÖEL) installiert. Gerade deshalb sei für ihn diese Fachausstellung besonders interessant, wie auch die Gespräche. Münnerstadt habe neben der Stadt noch zehn Dörfer, alle mit einer Feuerwehr, die ausgestattet werden müssen. Aktuell entsteht in Münnerstadt ein großes Feuerwehrgerätehaus. Die Wehr ist für einen Teil der Autobahn A 71 zuständig und müsse dafür gerüstet sein. Als Bürgermeister sei er in die Kreisvorstandschaft des Roten Kreuzes im Landkreis Bad Kissingen kooptiert. „Das Thema liegt mir am Herzen, denn im Katastrophenfall sind die Gemeinden und auch der Bürgermeister wichtige Ansprechpartner.“ Dank galt Rosina Eckert, die als Stadtratskollegin und Mitglied der Bereitschaft Münnerstadt bei den Helfern in der Verpflegung mit eingebunden war. Den Gästen aus ganz Bayern sagte er, dass sie Münnerstadt im Herzen behalten sollten.
Die Grüße des Schirmherrn, Staatsminister Georg Eisenreich, überbrachte Dieter Hauenstein, amtierender BRK Landesbereitschaftsleiter. Dem Minister sei das Thema Vernetzung der Landesfachtagung sehr wichtig. Gerade auch, da es durch die Coronakrise nicht möglich sei, gemeinsam zu üben. Persönlich und im Namen der Landesbereitschaftsleitung dankte Dieter Hauenstein dem Landkreis Bad Kissingen, dass es trotz Corona gelungen ist, diese Veranstaltung unter strengen Hygieneregeln durchzuführen. In Münnerstadt fühle man sich sehr wohl. Dank galt dem Team der Bereitschaft Münnerstadt mit Michaela und Burkard Kühn und ihrer bewährten Helfertruppe. Der Vorsitzende des BRK Kreisverbandes Bad Kissingen, Dr. med. Alexander Siebel, dankte den Verantwortlichen im Landratsamt Bad Kissingen, den Organisatoren, den anwesenden Firmenvertretern, den Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk und den Helfern aller anwesenden Hilfsorganisationen die gemeinsam mit Arbeit und Disziplin eine solche Veranstaltung in Coronazeiten möglich und sicher gemacht hatten.
Stellvertretender Bezirksbereitschaftsleiter Alexander Kretz hatte zuvor stellvertretenden Landrat Emil Müller, Bürgermeister Michael Kastl, Kreisvorsitzenden Dr. Alexander Siebel, den amtierenden Landesbereitschaftsleiter Dieter Hauenstein, die stellvertretende Landes- und Bundesbereitschaftsleiterin Petra Luber, den K-Schutzbeauftragten Bayern Martin Ibrom, BRK Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard und stellvertretenden Bezirksbereitschaftsleiter Michael Behringer begrüßt. Ebenso die Vertreter von Feuerwehr und Technisches Hilfswerk. Alexander Kretz: Wir können von einem gelungenen Fachdienstlager der Bereitschaften, verbunden mit dem IuK-Day sprechen.“ Die mehr als 100 Teilnehmer aus den verschiedenen Teilen Bayerns würden zeigen, dass die vor zwei Jahren geborene Idee fortgeführt werden sollte.