Depressionen nehmen vermehrt bei Jugendlichen zu - Psychologische Beraterin: Selbsthilfegruppe kann helfen
Bad Neustadt (hf). Vor zehn Jahren wurde die Selbsthilfegruppe „Menschen mit Depressionen“ im BRK Kreisverband Bad Neustadt ins Leben gerufen. Man wollte Betroffene und Angehörige unterstützen, sagt Eva Schmöger aus Burglauer. Sie ist psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie und begleitet die Gruppe in Bad Neustadt von Anfang an. „Uns ging und geht es darum den Angehörigen zu sagen, dass sie mit den Problemen nicht allein sind und auch nicht allein gelassen werden.“ Gerade für das Familienleben sei das ganz wichtig, sagen Betroffene. „Man muss mit der neuen Situation fertig werden, die auch das Zusammenleben verändert.“ Eine Studie habe ergeben, dass die Depressionen in den vergangenen Jahren enorm zu genommen haben. „Jeder vierte Bürger oder Bürgerin ist betroffen“, weiß Petra Fuchs, vom Bereich Sozialarbeit beim BRK Rhön-Grabfeld.
Dazu müsse man wissen, dass Depressionen ernsthafte Erkrankungen sind, die oftmals über längere Zeit anhalten. „Es sind tiefgreifende Veränderungen im Fühlen, Denken, Wollen und Handeln der Betroffenen, oftmals auch verbunden mit körperlichen Beschwerden.“ Das wiederum führt dazu, dass Angehörige stützend und stabilisierend helfen wollen, damit aber selbst oft über die Maßen gefordert sind und eigene Bedürfnisse in den Hintergrund rücken. Oftmals werde der Beginn einer Depression zunächst nicht wahr genommen. „Mein Mann zog sich zurück und ich habe mich oft gefragt, ob ich für ihn überhaupt noch existiere“, sagt eine Ehefrau. Wenn nicht der körperliche Zusammenbruch, dem ein Klinikaufenthalt mit der Therapie folgte, gekommen wäre, habe eventuell die Ehe auf dem Spiel gestanden. „Wer das nicht mitgemacht hat, versteht es nicht.“
Gerade deshalb sei es wichtig, mit dieser Krankheit offen umzugehen, erklärt Eva Schmöger, psychologische Beraterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie mit einer Praxis in Burglauer. Für sie ist es wichtig, dass die Angehörigen die eigenen Gefühle wahrnehmen und für sich auch akzeptieren. Nur so könne es gelingen, ein wenig gelassener und optimistischer den Weg mit dem Betroffenen zu gehen. Mittlerweile hätten auch Kliniken die wichtige Arbeit der Selbsthilfegruppen erkannt und würden sie bei ihren Behandlungen mit Menschen mit Depressionen, einbeziehen. Für Angehörigen sei der Umgang mit der Krankheit oftmals ein Wechselbad der Gefühle, sagt Eva Schmöger. Dabei sei es eben wichtig, sich selbst nicht zu vergessen und in Selbsthilfegruppen die notwendige Kraft zu schöpfen.
Möglich ist das beim BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld einmal im Monat und zwar jeden zweiten Mittwoch von 19 bis 21 Uhr. Treffpunkt ist das Lehrsaalgebäude in der Sonnenstraße in Bad Neustadt. „Wir sind eine offene Gruppe, das bedeutet, dass jeder kommen kann und man muss sich auch nicht abmelden, wenn man einmal nicht dabei sein kann. Die Gesprächsrunde ist offen und es gilt die Schweigepflicht für all das was in der Gruppe besprochen wird. „Es ist ein geschützter Raum“, fügt Eva Schmöger an. Festgestellt hat sie, dass sich das Klientel verschoben hat. Waren es in den Anfangsjahren meist die über 50-Jährigen, so sind es heute oft Jugendliche aber auch Eltern und junge Erwachsene. Nach wie vor würden jedoch auch die Depressionen im Alter zunehmen.
Dabei ist sich die Psychologin sicher, dass die Zahl der Angehörigen mit Familienangehörigen, die unter Depressionen leiden, weit höher ist. Klar ist ihr, sowie Petra Fuchs, dass sich immer noch viele Betroffenen nicht trauen, sich einer Beratung oder Selbsthilfegruppe anzuschließen. „Ich habe auch zwei Anläufe gebraucht, bis ich mich entschlossen habe, mich der Gruppe anzuschließen und heute bin ich froh, es getan zu haben“, gibt eine Betroffene unumwunden zu. Genau diese Angst möchte Eva Schmöger allen nehmen, wenn sie sagt: „Es kann hilfreich sein zu erfahren, dass andere Menschen Ähnliches erleben.“