Gemeinsam zum Wohl der Patienten
Dass Feuerwehr und Rotes Kreuz im Landkreis Rhön-Grabfeld eng zusammen arbeiten, ist bekannt. Das unterstrich wieder einmal die großangelegte gemeinsame Übung der Rettungskräfte des BRK Rhön-Grabfeld mit den Feuerwehrleuten aus Bad Königshofen und Großeibstadt am Samstag in Bad Königshofen. Runde sechs Stunden bekam man nicht nur Theorie, übte drei verschiedene Szenarien, sondern ließ sich immer wieder Zeit für gegenseitige Informationen. "Wir wollen schließlich, dass wir im Ernstfall wissen, was Ihr vom BRK von uns wollt und welche Möglichkeiten die Feuerwehrleute haben," sagten die Verantwortlichen, nämlich Heiko Stäblein, Leiter Rettungsdienst beim BRK Rhön-Grabfeld und André Knies, Kommandant der Bad Königshofener Feuerwehr, sowie Kreisbrandinspektor Michael Weber.
Die Aufgaben werden auf beiden Seiten immer komplexer sagte Heiko Stäblein, weshalb die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst immer ein wichtiges Thema bleibt. Professionelle Arbeit sei gefragt, weshalb sich der eine auf den anderen verlassen muss. An seine BRK' ler richtet Stäblein die Bitte bei Rettungseinsätzen immer wieder einmal auf die Uhr zu schauen, "denn der Patient muss innerhalb einer Stunde in einer Klinik sein." Notwendig sei beim Eintreffen am Unfallort als erstes die Lagemeldung an die Integrierte Leitstelle abzusetzen und zu entscheiden, ob die vorhandenen Rettungskräfte ausreichen oder eine Nachforderung notwendig wird. Für Kreisbrandinspektor Michael Weber war der Tag wichtig, zum einen um einmal gemeinsam zu üben, zum anderen aber auch, um sich kennen zu lernen. Das unterstrich auch Kommandant André Knies, der von drei Szenarien sprach, die man vorbereitet hatte. Ihm ging es dabei nicht um die Zeit, die benötigt wird, sondern darum, zu erklären und auch einmal Fragen zu stellen.
Christian Holzheimer ging in seinem Vortrag auf verschiedene Unfallszenarien ein. Durchaus möglich sei es, dass der Rettungsdienst vor der Feuerwehr am Unfallort ist. Gerade auf Autobahnen gehe dann die Eigensicherung vor. Deshalb könne man durchaus den Rettungswagen als "Puffer" vor dem Unfallort nutzen, um die Einsatzstelle abzusichern. Die Schrägparkordnung sprach der Referent an, die gerade bei Großeinsätzen wichtig ist. Die Aufgabe des Fahrers eines Notarzteinsatzfahrzeuges (NEF) sei unter anderem Ortskenntnis zu besitzen, eventuell sogar Abkürzungen zu kennen und dann vor Ort Aufgaben zu übernehmen.
Georg Hein stellte Patientensichtungskarten vor wie Rot (Lebensbedrohliche Verletzung), gelb (schwer verletzt) oder grün (leicht verletzt). Die erste Sichtung wird vom verantwortlichen Rettungsassistenten vorgenommen, die Zweite liegt durch den Notarzt. Aus medizinischer Sicht sollten Rettungskräfte auch bei Frauen im gebärfähigen Alter nach einer eventuellen Schwangerschaft fragen. Ein Problem sind heute die LED Leuchten, die keine Wärme mehr abstrahlen. Diese wird oftmals bei schwerverletzten Patienten benötigt. Kommandant André Knies sagte dazu, dass die Bad Königshofener Feuerwehr solche "Wärmestrahler" habe. Appelliert hat Heiko Stäblein an seine Rotkreuz'ler bei den Einsätzen unbedingt Helm und Schutzkleidung zu tragen.
Für Kommandant André Knies ist die Kommunikation an der Einsatzstelle wichtig. "Nur so können wird die Zusammenarbeit optimieren." Die heutigen hochkomplexen Autos führen dazu, dass auch die Feuerwehr oftmals an Grenzen stößt. In seinem Referat sprach er den Seitenaufprallschutz und die Gefahr bei Airbags, die nicht ausgelöst haben. Erst wenn das alles abgeklärt ist, könnten die Rotkreuzler und Wehrleute gefahrlos arbeiten. Ein neues Problem sind Elektrofahrzeuge, die immerhin bis zu 400 Volt benötigen. Versteckte Gefahren lauern bei Hybridfahrzeugen aber auch bei Flüssiggas oder Erdgas. Vor allem, wenn sie nicht von einer Fachfirma eingebaut sind. Für die Feuerwehr ist es wichtig synchron zum Rettungsdienst zu arbeiten. Etwas, das aber vor Ort abgestimmt sein muss. Dabei sollten Verantwortlichkeiten abgeklärt und Probleme gemeinsam gelöst werden.
Das wurde dann auch geübt. Zunächst bei einer eingeklemmten Person, wobei die Kollegen des BRK darauf hinwiesen, dass es für sie wichtig sei zu wissen, was die Feuerwehr gerade tut: Zum Beispiel "wir entfernen jetzt die Scheibe", oder "wir beginnen mit dem Abtrennen des Daches." Was ist ein KED-System und wie funktioniert es? Fragen, der Wehrleute, die von den Einsatzleitern Christian Holzheimer und Mario Hahn beantwortet wurden. Allgemeines Kopfschütteln, als die Frage auftauchte, ob man ein auf der Seite liegendes Auto umdrehen sollte, noch während der Patient im Auto ist.
Schließlich stellte Andrè Knies noch eine Rettung vor, die vor allem in Skandinavien genutzt wird: Die sogenannte "Oslo-Methode". Dabei wird ein Unfallfahrzeug mit einer Seilwinde auseinander gezogen. um eine schnelle und vor allem Patientenschonende Rettung möglich zu machen. "Wenn weder Spreizer noch Rettungsschere möglich sind, bleibt nur noch diese Möglichkeit, sagte Andrè Knies. Dazu ist ein Rüstwagen notwendig, der entsprechend ausgestattet ist. Solche Rüstwagen gibt es in Bad Königshofen, Bad Neustadt, Fladungen und Mellrichstadt. Geübt wurde dies an einem Auto, das mit der Fahrerseite gegen eine Hauswand geprallt war. Nach rund sechs Stunden waren sich die Rettungskräfte allesamt einig, dass diese Art der Übung jedem etwas gebracht hat und man nun noch besser als bisher schon zusammen arbeiten wird.
Hanns Friedrich, Pressesprecher BRK Rhön-Grabfeld