In den Niederlanden ist beim Roten Kreuz alles anders
Bad Neustadt (hf). Dass Rotes Kreuz und Rotes Kreuz "zwei Paar Stiefel" sein können, das zeigte sich am Wochenende deutlich. Da nämlich waren Rotkreuzler aus den Niederlanden, konkret aus Utrecht, beim BRK Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt. Schnell wurde klar, dass die Aufgabenverteilung in Holland im Bereich Rettungsdienst ganz anders aufgebaut ist. "Da gibt es den eigentlichen Rettungsdienst, der die entsprechende Ausrüstung vorhält zu den Einsätzen fährt und dann gibt es das Rote Kreuz, das diesem zuarbeitet." Dabei handelt es sich ausschließlich um ehrenamtliche Kräfte, die mit einen Fahrzeug, einem Zelt und Stühlen ausgestattet sind. Bei einem Einsatz ist der Rettungsdienst vor Ort und gibt leicht verletzte Patienten an das Rote Kreuz zur Untersuchung und Behandlung.
In Utrecht gibt es für einen Katastrophenfall außerdem ein Krankenhaus, das in einem ehemaligen Bunker untergebracht ist. Es umfasst rund 200 Betten und ist innerhalb einer halben Stunde "einsatzklar". Dann sind auch hier die Helfer des Roten Kreuzes eingebunden. In Utrecht gibt es 50 bis 60 Freiwillige im dortigen Roten Kreuz. Ein Teil von diesen nahm am Wochenende am "Würzburger Forum Bevölkerungsschutz 2019" teil. Dort lag die wissenschaftliche Leitung bei Prof. Dr. Thomas Wurmb, Dr. Max Kippnich und Uwe Kippnich. Beide sind im BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld seit Jahren aktiv. Uwe Kippnich darüber hinaus auf europäischer Ebene weltweit im Einsatz. Er lud die niederländischen Rotkreuzler zu einer Informationsreise nach Bad Neustadt ein.
Dort begrüßte BRK Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister die Gäste und dankte Uwe Kippnich für dessen Engagement zu diesem gemeinsamen Treffen. Wie beim Roten Kreuz in den Niederlanden habe auch in Rhön-Grabfeld das Ehrenamt einen hohen Stellwert. Gerne gebe man den Gästen einen Einblick in die verschiedenen Aufgabenbereiche der Bereitschaften. Uwe Kippnich informierte über Kreisverband Rhön-Grabfeld, der in Unterfranken an der Grenze zu Hessen und Thüringen liegt. Er sei einer von 73 Kreisverbänden auf bayerischer Ebene. Anhand aktueller Bilder gab er einen Einblick in die verschiedenen Bereitschaften. Man sei im Kreisverband Rhön-Grabfeld sehr gut aufgestellt. Erwähnt hat er die Spezialeinheiten wie Schnell Einsatz Gruppen aber auch die Bergwacht und die Wasserwacht. Natürlich gab es einen Hinweis auf die hervorragende medizinische Versorgung am Campus durch das Rhönklinikum.
Gerade im Bereich der Telemedizin bewege man sich seit Jahrzehnten an vorderster Stellte. Von Bad Neustadt aus sei, gemeinsam mit dem Kreisverband des Roten Kreuzes, vor vielen Jahren das Projekt Stroke Unit gestartet worden, das heute bundesweit angewandt wird. Das stellte Uwe Kippnich ebenfalls vor, wie er aktuelle Informationen zum neuen Projekt "Telemedizin" gab. Danach bekamen die Gäste aus den Niederlanden im Kreisverband Bad Neustadt einen umfassenden Einblick in die Ausrüstung eines Rettungswagens, erfuhren mehr über die SEG Betreuung, die Bergwacht mit Drohnen und Infrarotkamera und bekamen Einblicke und Informationen in die Einsatzleitung bei größeren Einsätzen oder Katastrophen. Beeindruckt waren die Gäste auch von der Präsentation und die Ausstattung des Einsatzleitwagens der SEG Information und Kommunikation. Dazu standen neben Bereitschaftsleiter Alexander Klamt kompetente Notfallsanitäter und Einsatzkräfte zur Verfügung. "Das ist eine ganz andere Welt... so etwas kennen wir bei uns im Roten Kreuz nicht... das sind die Aufgaben des eigenen Rettungsdienstes... erstaunlich, was hier das Rote Kreuz ein Einsatzkräften und Ausrüstung vorhält." Kommentare der niederländischen Gäste, bei einem anschließenden Zusammensein.
Dort erfuhr man im Gespräch noch Näheres über das Rote Kreuz in den Niederlanden, das Teil der internationalen Rotkreuzbewegung ist. Die ehrenamtlichen Kräfte des Roten Kreuzes sorgen für lebensrettenden Maßnahmen, für Unterbringung, Nahrung, sauberes Trinkwasser und medizinische Versorgung. Bei ihrem Besuch waren die Gäste abschließen am Sonntag in der Integrierten Leitstelle des BRK in Schweinfurt und bekam einen umfassenden Einblick in die gemeinsame Alarmierung von Rettungsdienst und Feuerwehr. Hauptthema am Samstag war aber das Würzburger Forum Bevölkerungsschutz. Hintergrund dafür waren die sich häufenden Terroranschläge, die sogenannten lebensbedrohlichen Einsatzlagen. Würzburg wurde im Juli 2016 mit einem der ersten Terroranschläge mit islamitischem Hintergrund in Deutschland konfrontiert. Dabei stellte sich schnell heraus wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen der polizeilichen und nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr bei der Bewältigung lebensbedrohlicher Einsatzlagen ist. Deshalb seien es wichtig, die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung gut zu koordinieren. Bei dieser internationalen Konferenz mit über 200 Teilnehmern, stellte der Team Leader des Niederländischen Roten Kreuzes aus Utrecht, Michael Huiberts die Strukturen und die Vorgehensweisen aus holländischer Sicht dar. Sicherlich war das nicht der letzte Austausch zwischen den Rot Kreuzlern aus Holland und Bayern. Ein schönes Beispiel wie auch gewinnbringend eine europäische Partnerschaft sein kann.