Kein Respekt vor dem Freund und Helfer
Rettungskräfte haben es fast immer mit Menschen in Extremsituationen zu tun. In der Mehrzahl sind es Kranke, die dankbar sind für die medizinische Hilfe und die menschliche Zuwendung. Die Helfer, ob nun ehrenamtlich oder hauptberuflich tätig, kommen aber auch mit renitenten Patienten oder Betrunkenen in Berührung. Von diesen werden sie oft verbal oder körperlich angegriffen. Eine eklatante Zunahme von Übergriffen auf Rettungskräfte, wie sie aktuell aus Großstädten gemeldet werden, gibt es in Rhön-Grabfeld offenbar nicht.
Die Situation bei der Feuerwehr Kreisbrandrat Stefan Schmöger wurden keine Fälle aus dem Landkreis gemeldet, bei denen seine Leute während der Dienstausübung angefeindet oder angegriffen wurden. Wenn Feuerwehrmänner bei Unfällen, Umzügen oder Festivitäten Straßen für die Durchfahrt sperren und den Verkehr umleiten, kann es durchaus geschehen, dass ihre Maßnahmen bei manchen Autofahrern auf Unverständnis stoßen, berichtet er. Widerstand oder Handgreiflichkeiten gab es nicht.
Und in der Regel folgen Passanten oder Schaulustige den Anweisungen der Feuerwehrler, wenn sie bei Bränden oder Unfällen aufgefordert werden, den Gefahrenbereich zu verlassen, sagt der Kreisbrandrat auf Anfrage dieser Redaktion. Das ist keine Neuerscheinung Eine Zunahme an Gewaltdelikten hat auch Christina Gold, Pressesprecherin der Malteser Unterfranken, die auch im Raum Mellrichstadt tätig sind, nicht beobachtet. "Es ist keine Neuerscheinung, sondern ein grundsätzliches Problem, dass unsere Mitarbeiter verbal oder körperlich angegangen werden", sagt sie.
Bei den Maltesern gibt es Mitarbeiter-Fortbildungen, in denen die Sanitäter von Polizisten Tipps bekommen, wie sie Konfliktsituationen entschärfen können. Dass es im ländlichen Bereich weniger Anfeindungen gibt als in Großstädten, führt Christina Gold auf das Fehlen großer sozialer Brennpunkte im Landkreis Rhön-Grabfeld zurück. Keine Vorkommnisse gemeldet Ähnlich beurteilt das BRK Rhön-Grabfeld die Situation. Beim Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes werden besondere Vorkommnisse dieser Art auf Meldebögen im Rahmen des Qualitätsmanagements erfasst. Kreisgeschäftsführer Hubert Kießner hat nachgesehen und für das vergangene Jahr keine Meldungen gefunden. Er weiß, dass die Kollegen im Rettungsdienst "verbal von Patienten angemacht werden" und dass die Hemmschwelle für solch ein unangemessenes Verhalten in den vergangenen Jahren niedriger geworden ist. Besonders problematisch sei der Umgang, wenn die Helfer es mit Betrunkenen zu tun haben. Aggressive und alkoholisierte Patienten nehmen den Rettungsdienst nicht als der Freund und Helfer wahr.
Wie Rettungssanitäter auf aggressive Patienten, Angehörige und Schaulustige einwirken können, lernen sie bei Schulungen, die das BRK seinen Mitarbeitern anbietet, sagt der Kreisgeschäftsführer. Respektloser Umgang Zahlen über mögliche Übergriffe auf Kollegen in Bad Neustadt hat der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Bad Neustadt, Detlef Schrenk, nicht. Die Polizeistatistik wird erst im März vorliegen. Auch er beobachtet aber, dass Polizisten in Uniform zunehmend respektloser behandelt werden.
Autorin: Martina Harasim (Main-Post Bad Neustadt)