Rettungshundeführer aus dem Iran zu Gast
Das große Interesse an der Ausbildung von Rettungshunden in Deutschland war am Samstag auf dem Sportplatz Eichenhausen deutlich zu erkennen. Bei der Hundeprüfung, an der Hundeführer mit ihren Vierbeinern aus ganz Bayern teilnahmen, war nämlich auch eine Delegation iranischer Rettungshundeführer dabei. Immer wieder fragten sie nach, wie das in Deutschland gehandhabt wird, und zeigten sich erstaunt, dass der Rettungshund gleichzeitig ein Haustier, ja ein Familienmitglied ist. Sie erfuhren auch, dass die Rettungshundestaffeln auf ehrenamtlicher Basis funktionieren. "Ganz anders als im Iran, wo die Rettungshundestaffeln im Iranischen Roten Halbmond fest verankert sind. Auf dem Sportplatz in Eichenhausen konnten die neun iranischen Rettungshundeführer die Vorgaben einer Prüfung mit verfolgen, durften natürlich auch immer wieder Fragen stellen. "Etwas, das ganz wichtig ist," sagt Mark Hofmann, der Projekt-Delegierte des Deutschen Roten Kreuzes für den Iran ist.
In einer kurzen Begrüßung hieß der stellvertretende BRK Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister die Gäste willkommen. Er sagte aber auch der Gemeinde Wülfershausen und dem örtlichen Sportverein ein Dankeschön, dass man, wie schon seit vielen Jahren den Platz und die Räumlichkeiten nutzen kann. Hier zeige sich wieder einmal, dass die Kommunen im Landkreis zum BRK Kreisverband stehen. Besonders stellte Ralf Baumeister die ehrenamtliche Tätigkeit der Rettungshundestaffeln Bayerns heraus. "Sie sind bei jeder Tages und Nachtzeit einsatzbereit und gerade deshalb sind unsere Rettungshundestaffeln ein wichtiger Bestandteil des Roten Kreuzes." Die Grüße der Gemeinde Wülfershausen überbrachte Bürgermeister Peter Schön, der ebenfalls die Arbeit der Rettungshundestaffeln heraus stellte. Erfreut sei man, dass man erstmals in Eichenhausen Gäste aus dem Iran begrüßen kann. Als Gastgeschenk hatte er das "Wülfershausen-Buch" mitgebracht.
Mark Hofmann, Projekt-Delegierte des Deutschen Roten Kreuzes für den Iran, dankte, dass die Gäste dabei sein dürfen. Es gehe den Iranern darum, Anregungen für die künftige Ausbildung ihrer vierbeinigen Kameraden zu bekommen. Mark Hofmann sagte, dass etwa alle zehn Jahre schwere Erdbeben Teile des Irans erschüttern und Menschen verschüttet werden. Dann sind Rettungshunde ganz wichtig, um Menschenleben zu retten. Derzeit stecke die Ausbildung von Rettungshunden im Iran noch in den Anfängen. Deshalb sei es wichtig, dass die Iraner in verschiedenen Rettungshundestaffeln des Bayerischen Roten Kreuzes Einsatzübungen, Prüfungen und Trainings miterleben und die Rettungshundearbeit ihrer deutschen Kollegen kennen lernen. So ist es im Iran nicht erlaubt mit Hunden spazieren zu gehen oder sie im Auto mitzunehmen. Die Rettungshunde sind in Zwingern des Iranischen Roten Halbmonds untergebracht.
"Die in Deutschland übliche, enge Bindung zwischen Hundeführer und Hund zu sehen und dass hier neben dem Deutschen Schäferhund noch viele andere Hunderassen zum Einsatz kommen, ist für unsere Gäste besonders interessant." Zur Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Roten Kreuz und der Schwester-Organisation Iranischer Roter Halbmond, sagte Mark Hofmann, dass diese schon seit 2003 besteht. Damals hatte ein schweres Erdbeben in Bam 40.000 Menschenleben gefordert. Nun soll durch Austausch-Programme die Rettungshundearbeit weiter vorangetrieben werden. Die Ausbildung leitet Siggi Höfer von der BRK Rettungshundestaffel in Kitzingen. Angedacht ist, dass im Iran acht Ausbildungszentren in unterschiedlichen Teilen des Landes auf zu bauen. "Damit kann in dem Flächenstaat Iran ein zuverlässiges Rettungshundewesen entstehen, das im Falle eines Erdbebens schnell zum Einsatz kommen kann," erklärt Siggi Höfer. Den Austausch leitet und finanziert das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes in Berlin.
Während ihres Aufenthalts sind die Iranischen Hundeführer zeitweise in deutschen Gastfamilien untergebracht. "So können sie das Leben mit dem Hund in der Familie hautnah kennen lernen", erläutert Mark Hofmann. Bei einer der vielen Übungen während des zehntägigen Aufenthalts der Iraner in Bayern trainieren unter anderem zwanzig Oberallgäuer Hundeführer auf dem Nebelhorn bei Oberstdorf ihre Hunde gemeinsam mit den Kollegen aus dem Iran. Wie auch bei anderen Trainingseinheiten und in Einsätzen sollen die Tiere dabei Personen in Verstecken mit ihren feinen Nasen aufspüren und durch lautes Bellen anzeigen. Wie das konkret vor sich geht, erfuhren die Gäste am Samstagvormittag in Eichenhausen. Da standen wieder verschiedene Übungen an: Da kreischte plötzliche eine Motorsäge, ein bunter Regenschirm wurde aufgespannt und ein Blechfass rollte auf einen Hund zu, der mit seinem Frauchen über den Platz ging. Das alles darf Hunde nicht stören, wenn sie eines Tages im Rettungsdienst "einsteigen wollen, ebenso wenig, wenn plötzlich ein großes, weißes Tuch flattert oder ein Mann, der sich eine Zeltplane übergestreift hat und zum Fürchten aussieht, auftaucht," erfuhren die Gäste aus dem Iran.
Dann sahen sie, wie verschiedene, dem Hund fremde Personen in einem Kreis um ihn und dem Hundeführer standen. Plötzlich wurde der Kreis im schnellen Schritt und beim nächsten Mal im Laufschritt geschlossen. Jedesmal hatte der Hund Gelegenheit den Kreis zu verlassen und wieder zu betreten . Hier wurde das unbefangene und unerschrockene Verhalten des Hunde bewertet. Zum Eignungstest gehörte es auch, daß die Hunde mit fremden Personen spielten, oder sich von Fremden tragen ließen. All das sei auch im Ernstfall wichtig, wenn zum Beispiel die Besitzer nicht vor Ort sind und der Hund weggebracht werden muß, erklärten die Schiedsrichter. Sollte der Hund zum Rettungshund ausgebildet werden, muß er eventuell durch enge Bereiche schlüpfen. Deshalb war in Eichenhausen auch ein Tunnel aufgebaut, durch der die Vierbeiner schlüpfen mußten. Etwas, das nicht immer sofort klappte. Das galt auch für den Schwebebalken, über den die Tiere gehen mussten. Die interessierten Gäste aus dem Iran erfuhren einiges, vor allem mehr über die Rettungshundestaffeln. Ab 18 Jahren wird man mit seinem Hund eingesetzt, kann aber schon vorher zu den Treffen und Übungen kommen. Immer wieder kommt die Rettungshundestaffel ob in Rhön-Grabfeld, Aschaffenburg, Kitzingen, Würzburg, Main-Spessart oder Haßfurt zum Einsatz. Alle können dabei seit Jahren großartige Erfolge vorweisen.
Hanns Friedrich, Pressesprecher BRK Rhön-Grabfeld