Von der Sturzmatte bis zur Handyinformation
. Es ist schon einige Jahre her, dass im BRK Alten- und Pflegeheim in Bad Neustadt eine sogenannte "Sturzmatte" vorgestellt wurde. Sie löst Alarm aus, wenn der Patienten zum Beispiel hingefallen war, zeigte aber auch dem Personal an, dass der Heimbewohner jetzt aufgestanden ist. Nun gibt es noch mehr Sicherheit durch Sensoren, die an der Decke, an Wänden, in der Nähe des Fußbodens, an der Balkon- oder Zimmertüre befestigt sind. Diese sind mit einem Handy verbunden, das sofort anzeigt, wenn der Heimbewohner zum Beispiel die Balkontüre öffnet oder das Zimmer verlässt. "Da können wird dann sofort reagieren, sagen Elke Müller (Leiterin des BRK Alten- und Pflegeheims Bad Neustadt) und Altenpflegerin Simone Bonfig vom BRK Alten- und Pflegeheim in Bad Neustadt. "Das neue System ist keine Überwachung, sondern dient der Sicherheit des Patienten," betonen beide.
Der Vorteil des Systems: Ein Patient hat mehr Bewegungsfreiheit, muss nicht mehr im Bett fixiert sein, sondern kann sich frei im Zimmer bewegen. Im Focus des Projektes "Inspire" stehen Schlaganfallpatienten und ihre Versorgung nach einem Klinikaufenthalt. Vier Projektpartner arbeiteten eng zusammen. Dazu gehörte das Forschungszentrum Informatik (Karlsruhe), das Karlsruhe Service Research Institute, die Neurologische Klinik Bad Neustadt und der BRK Bezirksverband Unterfranken in Würzburg. Gefördert wurde es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, sagte Moderator Uwe Kippnich bei der Projektvorstellung im BRK Alten- und Pflegeheim in Bad Neustadt. Bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten tragen viele Akteure zur Behandlung und Betreuung der Patienten bei. Daher untersuchte das Projekt die Möglichkeiten von telemedizinischen Anwendungen und Patientenbegleiterin, um die Versorgung von Schlaganfallpatienten zu koordinieren, zu unterstützten und somit auch zu verbessern. Dabei wurde der gesamte Versorgungsprozess berücksichtigt, von der Notfallrettung bis zur Nachsorge.
Mit Inspire sei man immer seiner Zeit voraus, sagte Uwe Kippnich und verwies darauf, dass diese Forschungen dem Wohl der Bevölkerung aber auch der Patienten dient. In den Jahren 2010 bis 2014 fand eine Ausarbeitung des Projektes statt. Es gab Fallstudien zum Thema "Nachsorge und Pflege" und das Projekt "Sturzmatte" entwickelte sich. Sie wurde im BRK Pflegeheim in Bad Neustadt eingeführt, getestet und schnell stellte sich heraus, dass dies für das Personal eine Hilfestellung war. Etwas, das Elke Müller und Simone Bonfig bestätigten. Sie berichteten dabei auch von den Patientendaten, die über einen PC direkt vom Hausarzt Dr. Thorsten Zauper einsehbar sind. Bei dieser digitalen Dokumentation ist der Vorteil, dass man alle Daten "schwarz auf weiß" hat und Übertragungsfehler vermieden werden. In den vergangenen Jahren folgte die Zusammenarbeit durch das Alten- und Pflegeheim mit dem Zentrum für Telemedizin und schließlich wurden die Sensorbetten entwickelt und nun getestet. Im BRK Alten- und Pflegeheim Bad Neustadt werden die Erfahrungen gesammelt und mit dem Zentrum für Telemedizin ausgewertet.
Professor Dr. med. Bernd Griewing erinnerte daran, dass man seit 2003 an der Aktion Schlaganfall maßgeblich mitbeteiligt ist. Das neue Projekt sei eine Weiterentwicklung, die vor allem bedienerfreundlich ist und damit für soziale Einrichtungen, wie das BRK Alten- und Pflegeheim ideal eingesetzt werden kann. "Das System passt." Es sei letztendlich eine Weiterentwicklung der "Sturzmatte", die sich entsprechend bewährt hat. Dr. Volker Ziegler sprach den Mehrwert für Schlaganfallpatienten an und sagte, dass bei einem Schlaganfall jede Minute zählt. Ihm geht es um das Thema Lyse und damit die Früherkennung und schnelle Hilfe bei einem Schlaganfall. Gerade auf diesem Bereich sei man am Rhönklinikum in Bad Neustadt seit vielen Jahren führend in ganz Deutschland. "Zeit ist Gehirn!" sagte Dr. Volker Ziegler und meinte damit, dass, je früher ein Schlaganfallpatient in die Klinik kommt, umso mehr Gehirnzellen gerettet werden können und der Patient wieder ein normales Leben führen kann.
Eine Richtung, in die auch Dr. Hassan Soda geht, der die Nachsorge bei Schlaganfallpatienten ansprach, wenn sie wieder zu Hause sind. Immer wieder einmal könne es dann zu einem Folgeschlaganfall kommen und auch hier sei die Zeit der Erkennung ganz wichtig und rette letztendlich auch Leben. Genau das sei der Hintergrund der neuen Sensoren, die nun im BRK Altenheim Bad Neustadt getestet werden. Dr. Asarnusch Rashid erwähnte die wichtige Verbindung zur Telemedizin mit dem Projekt Inspire. So sei diese Weiterentwicklung auch entstanden. Die optimierte Kommunikation zwischen Pflegeheim und Hausarzt stellte Dr. Thorsten Zauper heraus. Er ist sowohl als Notarzt als auch als Hausarzt im Einsatz und kann das neue System deshalb von beiden Seiten beleuchten. Angesprochen wurde die digitale Patientenakte und Dokumentation, die beim Einsatz der Rettungskräfte beginnt und in der Klinik endet. Konkret heißt das: Dokumentiert sind sowohl die Erstmeldung an die Rettungsleitstelle, die Erstversorgung und Aufnahme des Patienten in den Rettungswagen, Dateneingabe in ein mobiles Gerät, Datentransfer zur Klinik und die dann schon anlaufenden Vorbereitungen der Klinik. Der Rettungswagen fährt mit Blaulicht und Martinshorn, also mit Sonderrechten zur Klinik. Hier folgt die sogenannte "Bildgebung und Therapieentscheidung", sowie der Ausdruck des Rettungsdienstprotokolls und schließlich die Analyse der Daten. Als Hausarzt wiederum hat Dr. Thorsten Zauper jederzeit über seinen Computer Einblick in die Krankenakte seines Patienten.
Zusammenfassend meinte Moderator Uwe Kippnich, dass man mit dem Projekt Inspire wieder einmal seiner Zeit voraus ist. Diese Entwicklungen seien immer zum Wohl des Patienten aber auch der gesamten Bevölkerung zu sehen. Kippnich konnte berichten, dass man durch schnelles und umsichtiges Handeln, Patienten sehr oft vor dem Rollstuhl oder Schlimmeren bewahren konnte. Die Einrichtung wird in Rhön-Grabfeld lediglich im BRK Altenheim Bad Neustadt zunächst getestet, bevor sie dann in Kliniken und Altenheimen zum Einsatz kommt. "Mit dem Projekt Inspire, der Sturzmatte und jetzt diesem Sensor ausgestattetem Zimmer hat das die Neurologische Klinik am Rhönklinikum Bad Neustadt deutschlandweit Beachtung gefunden. Möglich werde solch ein Projekt aber nur durch das Zusammenwirken aller Beteiligten von der Neurologischen Klinik am Rhönklinikum Bad Neustadt bis zu BRK Bezirk Unterfranken und dem BRK Kreisverband Rhön-Grabfeld, betonte Uwe Kippnich. Sein Fazit: Die Leute werden nirgendwo so gut versorgt wie hier.
Hanns Friedrich, Pressesprecher BRK Rhön-Grabfeld